überinformiert - unterorientiert
Ob es jetzt der Chemiker Ortwin Schäfer (1999 "Konstrastives Denken") oder der Soziologe Peter Atteslander war, der als erster das Begriffspaar in die Diskussion gebracht hat, ist nebensächlich. Das Problem ist mit diesem Wortpaar gut auf den Punkt gebracht. Uns fehlt das Orientierungswissen, um das Verfügungswissen sinnvoll und effektiv bearbeiten zu können. Die nicht enden wollende Diskussion um den Wertewandel in der Gesellschaft weist uns darauf hin, dass Moral nicht mehr autoritativ vorgesetzt werden kann, weil es dann nicht angenommen wird, andererseits aber auch nicht jeder alle Sackgassen ausleben kann, um am Ende festzustellen: So kann ich weder mit mir noch mit meinen Mitmenschen umgehen. Der Preis dafür wäre zu hoch. Interessante Ansätze basieren auf langfristig und nachhaltig wirkenden Verhalten, die dem Menschen gut tun. Übersetzt aus der Soziologensprache ins Alltagsdeutsch: "Was du nicht willst, das man dir tu, das füg' auch keinen andern zu." oder biblisch: "Alles, was ihr also von Anderen erwartet, das tut auch ihnen! Darin besteht das Gesetz und die Propheten." (Mt 7,12)
Auf dem Hintergrund dieser Zeitenstimme bekommt es eine ein symbolische Bedeutung, wenn der Vorsitzende des Generalpräsidiums Navigationssysteme verschenkt. Nun war an dem Abend des 15.Oktobers der Empfänger dieses GPS-gestützten Navigationssystems sicher keiner, der nicht wüsste, wo es lang geht. Pater Duncan Mc Vicar, der zusammen mit Schwester Johanna Maria das Projektbüro für den WJT leitete, braucht keine Orientierungshilfe für Gut und Böse, sondern wirklich ein Navigationssystem für sein Auto, um von A nach B zu kommen. Aber unabhängig von dem Adressaten dieses Geschenkes wäre es der Mühe wert, der Spur nachzugehen, inwieweit die Schönstatt-Spiritualität Orientierungs- und Lebenshilfe geben kann. Hat der Gründer uns nicht ein Navigationssystem zur Verfügung gestellt, mit dem wir uns in vielfältigen und überraschenden Lebenssituationen orientieren können? Idealpädagogik - Werktagsheiligkeit - Vorsehungsglauben - Beiträge zum Gnadenkapital und Bewegungspädagogik geben uns das Rüstzeug, um jede Situation noch einmal für uns als Wachstums- und Reifungschance zu intepretieren und entsprechend anzugehen. Zugegeben - manchmal kommen wir nicht selber drauf, sondern brauchen die Ermutigung und Weggefährtenschaft unserer Mitschönstätter, damit wir den schwierigen Wachstumsweg auch wählen und gehen können, statt im Selbstmitleid zu baden oder alle Welt für schuldig und uns als Opfer zu erklären. Schönstatt-Spiritualität als Navigationssystem - wer kann konkrete Erfahrungen in diesen Chatroom einbringen? Die Diskussion und der Erfahrungsaustausch ist eröffnet...............
Pater Elmar Busse